Was passiert im Bereich der medizinischen Versorgung im größten Spremberger Ortsteil?

Im Spremberger Ortsteil Schwarze Pumpe wird die medizinische Versorgung verbessert und ausgebaut. In einem zentral gelegenen Bestandsgebäude wird für die Bürgerinnen und Bürger ein neuer, innovativer Anlaufpunkt zur ganzheitlichen medizinischen Versorgung geschaffen: das Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe. Das Gesundheitslandhaus wird auf der Clara-Zetkin-Straße 3 in Schwarze Pumpe eingerichtet.

Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen medizinischen Partnern und Akteuren wie bspw. der Thiem-Research GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Carl-Thiem-Klinikums (CTK), dem Medizinischen Versorgungszentrum Spremberg und der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ist es gelungen, ein Modellprojekt zu entwickeln. Mit Hilfe dieser Akteure und der Arbeitsgruppe für medizinische Versorgung wurde die Projektidee ausformuliert und soweit weiter qualifiziert, dass es über brandenburgische Strukturmittel gefördert wird. Die Arbeitsgruppe „medizinische Versorgung im ländlichen Raum“, welche sich aus Akteuren verschiedener Branchen (Wirtschaft, Politik, Medizin) zusammensetzt, findet sich zu regelmäßigen Sitzungen zusammen, um über neue und bestehende Projektideen zu sprechen und solche weiterzuentwickeln.

Mit dem Projekt bekommt der größte Spremberger Ortsteil wieder eine Allgemeinmedizinerin, für eine bedarfsgerechte und qualitative Versorgung. Gleichzeitig soll mit dem Modellprojekt das digitalisierte medizinische Angebot (Telemedizin) in der ländlichen Region implementiert und aufgebaut werden. Mit der Ansiedlung verschiedener Gesundheitsdienstleister an einem zentralisierten Ort werden diese miteinander vernetzt und die Wege für Bürgerinnen und Bürger verkürzt.

Das Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe wird sich aus sechs Bereichen zusammensetzen:

1. Die Einrichtung eines sogenannten Point Of Care (AGnES 2.0.)

Vorgesehen ist die Einrichtung eines Betreuungsortes POINT OF CARE mit AGnES 2.0 (Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte Systemintervention). Das sind speziell ausgebildete Krankenschwestern, die auch den Kontakt zu den angegliederten Hausärzten halten. Diese übernehmen entsprechend ihrer Zusatzqualifikation medizinische Behandlungen. Aufgrund ihrer Ausbildung können sie auch pflegerische Patientenbesuche bei bestimmten Indikationen allein durchführen und somit den Hausarzt entlasten. Sie verschaffen sich im Rahmen ihrer Tätigkeit einen Überblick über das häusliche Umfeld (Notwendigkeit von Umbauten, Versorgung mit Hilfsmittel, Notwendigkeit der Versorgung mit Einkaufshilfsangeboten, Essensversorgung, Hausmeisterdienste, Organisation des Haushaltes, häusliche Krankenpflege usw.). Sie übernehmen auch die Aufgaben einer Sozialstation mit Organisation der Nachsorge und Patientenbetreuung.

Darüber hinaus sollen flexible Behandlungsräume für die Durchführung unterschiedlicher, zeitlich abgegrenzter Sprechstunden von Fachärzten, die ihre Praxis an einem anderen Ort betreiben, eingerichtet werden.

2. Gesundheitsterminal „GesunT“

Im Rahmen der WIR!-Initiative „Wandel durch Innovation in der Region“ hat sich ein Verbund, bestehend aus der BTU Cottbus-Senftenberg und der Thiem-Research gebildet. Gemeinsam verfolgt er das Ziel, kommunale Innovationen für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu generieren. Um dieses Ziel zu realisieren, hat sich der Verbund für eine enge Zusammenarbeit mit Modellkommunen entschieden. Diese Modellkommunen zeigen Bedarfe und Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung auf, welche sich über eine mangelnde Hausarztversorgung, eingeschränkte Mobilität, Multimorbidität der Bürgerinnen und Bürger, aber auch eine eingeschränkte Versorgung mit nachgelagerten Leistungserbringern erstrecken. In den ausgewählten Kommunen, zu denen Spremberg mit dem Ortsteil Schwarze Pumpe gehört, werden beim derzeitigen Projektstatus innovative Gesundheitsversorgungskonzepte pilothaft implementiert. Dazu gehört u.a. die Integration von „GesunT“. Das steht für ein arztentlastendes digitales Gesundheitsterminal, welches im Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe aufgestellt wird. Das Terminal wird Bürgerinnen und Bürgern nachfolgende Möglichkeiten bieten, welche perspektivisch während der Projektentwicklung erweitert, werden:

  • Telemedizinische Versorgungen mit angebundenen Hausärzten und/oder einer Notaufnahme
  • Aufnahme von Vitaldaten, wie Gewicht, Blutdruck, Körpertemperatur
  • Aufnahme von EKG-Daten
  • Blutzuckermessung und ggf. weitere Point-of-Care-Diagnostik
  • Anbindung an die TI-Infrastruktur (elektr. Gesundheitskarte eGK)
  • Früherkennungsuntersuchungen, z.B. Demenz und Parkinson
  • Notfallmelder

3. Sozial-indiziertes Patientencafé

Es wird eine Begegnungsstätte in Form eines Patientencafés zur Kontaktaufnahme in den Räumlichkeiten geplant. Untersuchungen haben ergeben, dass bei älteren Patienten nur etwa die Hälfte der Kontaktaufnahmen mit dem Hausarzt medizinisch indiziert sind. Mit dem Patientencafé soll den Bürgerinnen und Bürger eine Möglichkeit zur sozialen Kontaktaufnahme geboten werden.

4. Allgemeinmedizinerin/Zahnarzt

In enger Zusammenarbeit mit dem Spremberger Krankenhaus ist es gelungen, eine junge Allgemeinmedizinerin für den Ortsteil Schwarze Pumpe zu gewinnen und in das Gesundheitslandhaus einbinden zu können. Im Objekt wird sich eine praktizierende Allgemeinmedizinerin zur bedarfsgerechten Behandlung etablieren.

5. Apotheke/Sanitätshaus

Mit der Errichtung einer Außenstelle einer Apotheke bzw. eines Sanitätshauses werden weitere Synergieeffekte generiert. Die Einwohnerinnen und Einwohner bzw. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Industriepark Schwarze Pumpe sollen damit einen erleichterten Zugang zu Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln erhalten. Derzeit gibt es in Schwarze Pumpe keine vergleichbare Anlaufstelle zum Erhalt von Medikamenten.

6. Therapiebereich/Multifunktionsbereich

In diesem Sektor des Gesundheitslandhauses können verschiedene Therapieanbieter (Ergotherapie, Physiotherapie, Logopäde, etc.) praktizieren und vereint werden. Mit der Kombination der verschiedenen Therapiemöglichkeiten sollen Synergieeffekte geschaffen werden.

Hintergund:

Die medizinische Versorgung und die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum spielen eine zentrale Rolle im derzeit stattfindenden Strukturwandel in der Lausitz. Mit dem Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe möchte die Stadt Spremberg gemeinsam mit dem Ortsteil Schwarze Pumpe eine ganzheitliche medizinische Lösung für Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Industrieparks Schwarze Pumpe umsetzen. Als Modellprojekt im Rahmen der Strukturstärkung wird das Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe medizinische und soziale Kompetenzen bündeln und an einem zentralen Ort anbieten. Das investive Projekt ist die einzige Maßnahme aus dem Gesundheitssektor, welche derzeit mit Strukturstärkungsmitteln umgesetzt wird.

Mit dem Beginn des Projektes wurde ein Projektsteckbrief in der Arbeitsgruppe angefertigt und bei der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) eingereicht. Bei der WRL werden die Projekte themenspezifisch in Werkstätten mit fachkundigen Experten diskutiert. In der Werkstatt „Daseinsvorsorge, ländliche Entwicklung & smart regions“ wurde eine positive Vorentscheidung gefällt. Das Votum berechtigt das Projektteam, das Projekt weiter zu qualifizieren und bei der interministeriellen Arbeitsgruppe des Landes Brandenburg (IMAG) einzureichen. Die IMAG hat das Projekt bestätigt und die Grundlage für das Stellen eines Fördermittelantrages mit einem Investitionsvolumen von circa 3 Mio. € bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) geschaffen. Die Planungsleistungen wurden öffentlich und europaweit ausgeschrieben. Seit Juli 2022 befindet sich das Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe/ Carna Plumpa nun in der fachspezifischen, baulichen und technischen Planung. Die Aufnahme der Nutzung für das innovative Gesundheitslandhaus ist für das 3. Quartal 2024 terminiert.

Die ASG Spremberg agiert bei der Planung, Umsetzung und Fördermittelbeschaffung innerhalb des Projekts Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe als strategischer Partner der Stadt Spremberg.